China ist längst nicht mehr die unterentwickelte Werkbank der Welt. China ist heute spannender denn je und legt mittlerweile einen deutlichen Fokus auf den Ausbau des Logistiksektors. Für deutsche Logistikdienstleister bietet der chinesische Markt daher interessante Entwicklungspotentiale.
Nach Berechnungen des Ifo-Instituts war China im Jahr 2016 Vize-Exportweltmeister und liegt aktuell auf dem zweiten Rang der Weltrangliste mit einem Überschuss von 229,38 Milliarden Euro. Außerdem ist China im vergangenen Jahr zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands aufgestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden zwischen China und Deutschland im vergangenen Jahr (2017) Waren im Wert von knapp 187 Milliarden Euro gehandelt. In den kommenden Jahren wird die Bedeutung des Absatzmarktes China noch weiter steigen, insbesondere in den Großstädten und Küstenregionen. Das Marktpotenzial ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Wie können deutsche Logistikanbieter von diesem Trend profitieren? Welche Herausforderungen bestehen im Risikomanagement und in der Personalbeschaffung in China?
Entwicklungspotentiale für deutsche Anbieter aus dem Bereich Logistik bieten sich insbesondere in der Kontraktlogistik. Das Angebot komplexer Dienstleistungspakete wird von vielen deutschen Unternehmen in China noch nicht ausreichend genutzt. Die Firmen sind häufig mit der Qualität externer Logistikpartner nicht zufrieden und das Qualitätsmanagement wird von vielen Kunden eher mittelmäßig bis schlecht bewertet. Ähnliches gilt für die Qualifikation der Mitarbeiter, die Sicherheitsstandards und das Risikomanagement. Der Gedanke an Kontraktlogistik ist in den Köpfen vieler internationaler Unternehmen in China noch nicht verankert. Wer sich frühzeitig im Markt positionieren kann und mit einem qualitativ hochwertigen Angebot punktet, wird sich langfristig einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Bei der klassischen Transportabwicklung ist die Bereitschaft hoch, sie an externe Dienstleister abzugeben. Nur rund ein Viertel der deutschen Unternehmen in China haben hier eine interne Lösung. Auch die Verzollung von Waren wird häufig an chinesische Dienstleister ausgelagert. Dagegen übernehmen fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen die Überwachung der Lieferkette und die Lagerhaltung selbst. Die Firmen haben häufig Bedenken wegen möglicher wirtschaftskrimineller Handlungen, insbesondere befürchten sie Produktpiraterie. Besonders der Bau- und Anlagenbau ist mit diesem Thema in China konfrontiert. Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen haben bereits Erfahrungen mit Patentrechtsverletzungen in China gemacht. Auch Korruption und Bestechung stellt für viele Firmen nach wie vor eine Herausforderung dar, auch wenn die chinesische Regierung in den letzten Jahren der Korruption den Kampf angesagt hat und erhebliche Fortschritte verzeichnet wurden.
Auch wenn es einige Herausforderungen beim Markteintritt und bei der Expansion des Geschäfts in China zu bewältigen gibt, bietet der chinesische Markt ein enormes Potential für deutsche Logistikanbieter. Um jedoch langfristig erfolgreich zu sein, ist es wichtig, auf die richtigen Mitarbeiter zu setzten. Besonders hochkarätige Führungskräfte sind heiß begehrt und es ist daher schwer, diese zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden. Regelmäßige Umfragen der AHK China belegen, dass die Personalsuche das größte Problem bei den Geschäftsaktivitäten deutscher Unternehmen in China darstellt. Basierend auf unserer Erfahrung aus Gesprächen mit Führungskräften internationaler Logistikunternehmen und chinesischer Supply Chain Management Kandidaten, ergeben sich insbesondere drei wesentliche Herausforderungen für das Human Resources Management:
Chinesische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren aufgeholt und sind nun in der Lage attraktivere Gehälter zu zahlen. Dies führt zu einem zunehmenden Wettbewerbsdruck auf internationale Logistikdienstleister. Um die Herausforderungen im Human Resources Management in China zu bewältigen, sollten deutsche Firmen ihre HR-Strategie anpassen und auf die harten Realitäten des chinesischen Arbeitsmarktes ausrichten.